Klezmer-Musik ist diese Woche das Thema der Mittagspause. Sie schluchzt und klagt, kann aber auch zum Tanzen anregen. Bildnachweis: Frank Jasper "Auch wenn alle Volksmusik schön ist, muss ich zugeben, dass jüdische Klezmar Musik etwas Besonderes ist. Sie hat so viele Facetten und kann fröhlich erscheinen, während sie in Wirklichkeit zutiefst schmerzhaft ist.

Fast immer werden beim Lachen Tränen vergossen. "So definiert Dmitri Schostakowitsch den Klezmer. Die Ursprünge von Klezmer lassen sich bis zu den osteuropäischen "Schtetl" zurückverfolgen, kleinen Städten mit einer beträchtlichen jüdischen Bevölkerung, die im späten Mittelalter entstanden, als aschkenasische Juden vor Überfällen und Vertreibungen aus den jüdischen Gemeinden Mitteleuropas nach Weißrussland, Litauen, Rumänien, Moldawien, der Ukraine und Polen flohen brave old world artikel.

Mit ihrem Hab und Gut brachten sie auch ihre Bräuche mit, darunter die jiddische Sprache, das religiöse Singen in den Synagogen und das Musizieren bei Hochzeiten und anderen Festen - die historischen Wurzeln des Klezmer, die bis ins 18. und 19. Jh. zurückreichen. Jüdische Künstler reagierten auf die Situation in ihrem neuen Land, indem sie traditionelle Musik und Tänze vieler osteuropäischer Ethnien einfließen ließen.

Klezmermusik und Klezmer Charakteristisch

Dieser "Blick über den Tellerrand" und die Offenheit, die für Klezmer charakteristisch sind, halfen der Musik zu überleben. Später erfuhr der Klezmer einen weiteren Wandel, als mehrere osteuropäische Juden zwischen 1884 und 1924 nach Amerika einwanderten und sich in der Lower East Side von New York niederließen. Der ursprüngliche Klezmer der osteuropäischen Juden wurde von den Klarinettisten Naftule Brandwein und dem "King of Klezmer", Dave Tarras, weitergeführt, der auch die ersten Klezmer-Alben auf Schellack produzierte musikinstrumente.

Dies führte zum Entstehen einer neuen Klezmerszene. In der Folgezeit wandelte sich der Klezmer in Amerika, passte sich dem neuen Umfeld an und versuchte, Jazz und Swing zu imitieren, was jedoch scheiterte.Bildquelle: picture-alliance/dpa | Giora Feidman In den 1940er Jahren begann die Klezmer-Musik zu einem Nischengenre zu werden, doch chassidische Juden, die aus Osteuropa eingewandert waren, verliehen ihr in den 1950er Jahren neues Leben.

In den 1960er Jahren erlebte Klezmer dann eine Renaissance, als die Nachkommen der eingewanderten osteuropäischen Juden die alten Schellackplatten wieder ausgruben und die Geschichte des Genres weiter erforschten. Indem Giora Feidmann Klezmer aus seinem traditionellen jüdischen Kontext löste und in den 1970er Jahren in eine Form von "Weltmusik" umwandelte, führte er es in Europa wieder ein.

Wenn ich mein Instrument spiele, bin ich kein Jude, sondern ich überbringe eine spirituelle Friedensbotschaft in die Welt", fügt Feidman hinzu. Mit Giora Feidman ist Klezmer wieder in Mode gekommen. Heute besteht die Szene aus Fraktionen, die entweder den Traditionalismus oder die Modernisierung unterstützen.

Instrumente

Tsimbl (Hackbrett), Geige und Klarinette sind die wichtigsten Instrumente der Klezmer-Musik. Kombinationen mit einer Geige, einem Bassinstrument wie Cello oder Kontrabass, einem Zimbal und einer Klarinette waren häufig.

Später kamen Becken und eine große Trommel hinzu, und im neunzehnten Jahrhundert wurden auch Flöten und verschiedene Blechblasinstrumente wie Trompeten, Posaunen und Althörner eingeführt. Manchmal spielten fünf, manchmal vierzehn oder mehr Klezmorim in "Kapeljes" zusammen, die unterschiedlich groß waren.1920 übernahm die Klarinette die Rolle der Violine als Melodieinstrument.

Neben der Trompete, dem Klavier und dem Schlagzeug spielten nun die Klarinette und/oder das Saxophon die Melodie. Wie David Orlowsky mit seiner "Symphonie Klezmer" demonstriert, die Klezmer mit einem Symphonieorchester verbindet, findet man heute die größte Vielfalt an Instrumenten.

Besonderheiten der Musik

Der jüdische Gesang im Allgemeinen und der Synagogengesang im Besonderen sind beide unmittelbar mit der Klezmermusik verbunden. Hier hat das bekannte musikalische "Schluchzen" seinen Ursprung. Außerdem wechseln die Melodien häufig zwischen Dur und Moll, da sie auf mehreren "Gustn"-Tonleitern aufgebaut sind, was den Musikern einen großen kreativen Spielraum lässt.

Die Melodien werden auf eine bestimmte Art und Weise phrasiert und mit Trillern, hüpfenden Trillern, Postludien, Glissandi, Portamenti usw. verziert. Ältere Melodien und ihre Verzierungen wurden früher mündlich durch Vorspielen gelehrt. Erst im 19. Jahrhundert begannen einige Musiker, nach Noten zu spielen ("bicher"); die Melodien wurden aufgeschrieben und als eine Art Gedächtnisstütze verwendet.

Auch heute noch hat die Klezmer-Musik im Laufe der Jahre eine Vielzahl von musikalischen Einflüssen aufgenommen, die die Klezmer-Szene lebendig und vielfältig machen. In der Mittagsmusik stellen wir eine kleine Auswahl deutscher Klezmer-Bands vor, die sowohl die Tradition hochhalten als auch neue Wege gehen.

Yxalag

Yxalag | Foto von Frank Jasper Galaxy wird auf Englisch als "Yxalag" ausgesprochen. Der Klarinettist Jakob Lakner erklärt, dass sie auf diesen Begriff gekommen sind, weil ihre Musik nicht nur Klezmer und Weltmusik, sondern auch viele andere Inspirationen verbindet.

Ihr Klezmer-Stil zeichne sich dadurch aus, dass sie "Einflüsse aus vielen verschiedenen Kulturkreisen miteinander verbinden, wie zum Beispiel die Trauer um russische Lieder, den Bossa Nova, den Tango, den Swing, die Musette und die klassische Fuge.

Sie verlassen sich auf ihren angeborenen Sinn für Arrangements, um Musik zu produzieren, die die Seele berühren kann", heißt es auf ihrer Website. Jakob Lakner erklärt: "Wir spielen alles Mögliche, etwas mit spanischer und türkischer Musik, ein bisschen Klassik und Jazz. Der Posaunist von Yxalag kommt aus Belgrad, und die Musiker der Band kommen aus ganz Deutschland. Sie alle haben eine umfassende musikalische Ausbildung, haben in Trossingen, New York, München, Berlin und Lübeck Musik studiert oder studieren gerade.

Der Klarinettist Jakob Lakner lernte die Klezmer-Musik durch einen Film kennen; nach der Sichtung von "Schindlers Liste" studierte er jüdische Geschichte und hörte Dutzende von Giora Feidmann-CDs. Sie alle lieben Klezmer, weil er leidenschaftlich und melancholisch ist, Spaß macht und zur Improvisation anregt. Gemeinsam perfektionieren sie frische Interpretationen klassischer Klezmer-Kompositionen und spielen Lieder, die Jakob Lakner speziell für Yxalag komponiert hat.

Ilya Shneyveys und Andrea Pancur 

Die Sängerin aus München ist eine Expertin für jiddische Musik. Ihr Herz schlägt aber auch für die bayerische Volksmusik, und so erschien 2013 das Album "Alpen Klezmer".

Darauf befinden sich Lieder, die aus der bayerischen Kultur in die jiddische Kultur oder umgekehrt übergegangen sind, zu einer Zeit, als Juden und Bayern in Süddeutschland Seite an Seite lebten", so Andrea Pancur, die die Notwendigkeit sah, "den roten Faden aufzugreifen, weiterzuspinnen und das Repertoire sowohl der jiddischen als auch der bayerischen Musik zu erweitern" und darüber hinaus populäre Melodien zu präsentieren.

Dieses Konzept ist "ein gewagtes, liebevolles und manchmal verrücktes Unterfangen, das mit allen Tabus bricht, alle Klischees über Bord wirft und verrückt durcheinander wirbelt", so Alan Bern, Leiter des Yiddish Summer Weimar. Andrea Pancur und Ilya Shneyveys wurden für ihren Mut mit dem Deutschen Weltmusikpreis 2014 ausgezeichnet.

Ensemble Noisten  

Bild mit freundlicher Genehmigung des Ensembles Noisten "Jüdische Tanz- und Hochzeitsmusik aus Osteuropa ist als Klezmer bekannt. Klezmermusik drückt vor allem glühende Lebensfreude und intensive Religiosität aus.

Sie bildet die Grundlage für das musikalische Drama des Ensemble Noisten", heißt es auf der Website. Das Ensemble Noisten verbindet Klezmer mit Jazz, klassischer Musik, tamilischer und türkischer Musik sowie Flamenco.

Alle haben an der Kölner Musikhochschule Klarinette, Kontrabass oder Gitarre studiert, mit Ausnahme des Schlagzeugers. Auf der CD "Klezmer meets Dervish" wurden Klezmer- und Sufi-Musik vermischt und eine in beiden Genres erfahrene Flötistin mit ins Boot geholt. Die Sufi-Musik wird auf der Ney gespielt, einer Flöte, die auch in der arabischen, persischen und türkischen Musik verwendet wird.

Klassische Klezmer-Musik, Eigenkompositionen und exotische Instrumente wie die griechische Bouzouki (Laute), die afrikanische Djembe, die indische Tabla und andere sind auf der CD "Curry on Olives" zu hören. Eine Form von Klezmer, die sich der globalen Musik zuwendet.